12. März 2024

Finke geht durchs Quartier - Vom Diebsteich durch Ottensen zur Adickesstraße

stage
12. März 2024

…und kommt an am Bahnhof Diebsteich. Ehrlicherweise muss man sagen, am ehemaligen Bahnhof Diebsteich, denn hier befindet sich eine der wirklich großen Baustellen im Hamburger Westen. Die Deutsche Bahn baut ihren neuen großen Bahnhof, der in einigen Jahren den Altonaer Bahnhof für die Fernbahn ersetzen soll. Für eine knappe halbe Milliarde Euro wird hier sehr viel Erde umgegraben, werden viele Gleise verlegt, Oberleitungen gespannt und Signale aufgestellt - und auch der eine oder andere neue Hochbau erstellt. Preisgekrönt ist der Entwurf des neuen Bahnhofsgebäude vom Architekturbüro C.F. Møller aus Aarhus. Auch BVE-Mitglieder sind von den Bauarbeiten betroffen; unsere beiden Wohngebäude in der Kieler Straße sind nicht weit entfernt.

Ich gehe zur Becking Cafémanufaktur und genieße dort den wunderbaren Monsooned-Espresso im stilvollen Ambiente. Mein Favorit, ich kaufe gleich einmal Nachschub für zu Hause. Die Kaffeerösterei gibt es bereits seit 1928, man wird als Kunde aber immer auch wieder von Neuheiten und Spezialitäten überrascht. Vorbei an den wirklich schönen Siedlungshäusern im Leverkusenstieg, die leider nicht zum BVE gehören, gehe ich Richtung Ottensen. Bei Gin Sul, im Bahrenfelder Steindamm schaue ich kurz in den Shop, probiere aber keines der hochprozentigen Getränke, ich bin ja Biertrinker, wie sie aus vielen meiner Berichte wissen. 

Viele Häuser des BVE begleiten meinen heutigen Weg. Am Bahrenfelder Steindamm vorbei komme ich in die Planckstraße gehe durch die große Brunnenstraße zu unserem zukünftigen Neubau in der Behringstraße 30. Sie erinnern sich, dort wird die erste von einer Genossenschaft selbst gegründete Baugemeinschaft ihr neues Zuhause finden. Eine Kerngruppe hat sich längst gefunden, die Abstimmung der Grundrisse, vor allem zu den Gemeinschaftsflächen im Erdgeschoss und ganz oben der Dachterrasse ist auch bereits erfolgt. Sämtliche Wohnungen sind öffentlich gefördert. Für den Bereich des Clusterwohnens werden noch Mitstreiterinnen und Mitstreiter gesucht. Ein Antrag auf Baugenehmigung soll demnächst gestellt werden.

Im Zickzack gehe ich weiter durch Ottensen und lande an der Bedürfnisanstalt. Nein, das ist schon lange kein WC mehr, es war einmal eine - 1928 von dem Architekten Gustav Oelsner entworfene - Straßenbahnhaltestelle mit unterirdischer öffentlicher Toilette. Seit 2008 wird das Gebäude „Die Bedürfnisanstalt“ von einem kleinen Team von Kunst- und Kulturinteressierten ehrenamtlich betreut, der Raum kann für Ausstellungen und Performances aller Art genutzt werden. Eine feine Idee in einem schönen kleinen Haus.

Weiter geht es durch die Bleickenallee am Kinderkrankenhaus vorbei in die Grieg- und in die Lisztstraße. Dort besitzt der BVE insgesamt 51 Wohnungen in mehreren Gebäuden und eine kleine Ladenzeile. Ich mag vor allen Dingen die angenehme Hofsituation, hier kümmern sich einige unserer Mitglieder sehr liebevoll um die dort wachsenden Rosen. Erneut erreiche ich die Behringstraße, hier ist sie aber vierspurig mit seitlichem Parkplätzen und Bushaltestellen, kein Vergleich zu der Behringstraße, an der unser künftiger oben erwähnter Neubau gelegen ist. Kurz vor der Autobahn A7 gibt es das Neubaugebiet Othmarschen Park. Einige Kollegengenossenschaften und private Vermieter haben hier in den vergangenen Jahren gebaut, der BVE hat sich aus vielerlei Gründen nicht beteiligt. 

In einem der dort ansässigen Discounter kaufe ich mir schnell ein Erfrischungsgetränk und passiere die Autobahn. Echtes Autofahren ist hier für die nächsten Jahre nicht ernstlich möglich, im Stau stehen aber ohne weiteres. Ich schaue von oben auf die vermutlich größte Baustelle im Hamburger Westen hinab. Zurzeit eine ästhetische und akustische Zumutung. Für ungefähr eine Milliarde Euro wird die Autobahn um jeweils eine weitere Spur erweitert, und in großen Teilen überdeckelt. Sehr viel Geld für einen aber ganz bestimmt hohen Zugewinn für die links und rechts liegenden Quartiere. Mein Ziel ist die Adickesstraße. Sieben sehr schöne Häuser aus der Zeit der vorvergangenen Jahrhundertwende mit 45 Wohnungen des BVE finden sich hier. Zu jeder Wohnung gibt es einen kleinen Gartenbereich, die wirklich liebevoll genutzt werden. Für mich ist hier heute das Ende meines Quartierspaziergangs erreicht, und ich steige in die S-Bahn Richtung Heimat. Unterwegs lese ich in Wikipedia etwas über Franz Adickes, spannend. Dazu jedoch später mehr.